Meint van der Molen und Lucia Klaver haben die sechsjährige Anne fan de Wildervanck Ster A (Alwin 469) aus ihrer Sterstute Alva av Korumdalen (Tsjalke 397) aus Stamm 61 selber gezogen. Lucia en Meint lernten die Züchterin von Alva, Anne Holmen aus Norwegen, über die Friesenpferde kennen. „Während eines Urlaubs bei Anne in Norwegen haben wir Alva von ihr gekauft. Die Mutter von Alva, Tjardie (Fetse 349), war eine Stammbuchstute, aber weiter vorn im Papier standen einige Preferente und Model Stuten. Tjardie wurde Preferent, als Alva Ster wurde, und hierdurch war auch ihre Oma Gerda J. Ster (Melle 311) Preferent geworden. Die ersten drei Nachkommen von Alva erhielten schon das Sterprädikat, und dieses Jahr kommen auch wieder Nachkommen von ihr zur Körung. Wir hoffen, dass auch Alva dieses Jahr Preferent werden kann. Alva bekam am 1. April ihr achtes Fohlen: ein Stütchen von Bastiaan 510.“
Dritte beim Pavo Fryso Bokaal
Anne fan de Wildervanck wird durch Heleen de Haas in der Dressur vorgestellt. Sie bereiten sich auf die Z-Klasse und das Sportprädikat vor. Letztes Jahr wurde Anne während der ZK Dritte im Finale des PAVO Fryso Bokaals. Mitte März dieses Jahres legte Anne eine IBOP-Prüfung von 75 Punkten ab. Anne wurde auf der Körung als Dreijährige nicht prämiert, „zu jugendlich und zu verspannt“, so Lucia. Aber ein Jahr später wurde sie Ster mit einer zweiten Prämie. „Anne ist schön gebaut und hat lange Linien“, sagt Lucia. „Wir merken, dass sie bei der Arbeit noch etwas Mühe mit ihrem langen Körper hat. Selber denken wir dann an einen kompakten Hengst mit einem schnellen und kräftigen Hinterbein. Auch könnte sie unserer Ansicht nach mehr Geschmeidigkeit haben. Anne hat einen feinen Charakter, sowohl bei der Arbeit, als auch im Umgang. Manchmal ist sie in fremder Umgebung verspannt, lässt sich dann aber letztlich doch gut arbeiten. Wir würden gern etwas mehr Rassetyp sehen, etwas mehr Behang, und da vor allem die Stirnlocke. Auch der Kopf von Anne könnte etwas edler sein.“
Mehr Rasseausstrahlung
Anne hat einen Verwandtschaftsgrad von 18,4; ein Prozentsatz, den Meint und Lucia gerne etwas reduzieren würden. Anne ist frei von den Zwergwuchs- und Wasserkopf-Genen. Bauke de Boer hat wie die anderen Gremiumsmitglieder Murk de Jong und Marije Schreven alle verfügbaren Informationen über die sechsjährige Anne gesichtet. „Diese Stute könnte mehr Rasseausstrahlung zeigen und ist etwas langgestreckt. Sie könnte auch etwas leichtfüßiger sein und ein wenig mehr jugendliche Ausstrahlung haben. Auch vom Beinwerk her würde ich sie mir etwas korrekter wünschen, etwas weniger französisch und säbelbeinig.“ Als erste Wahl setzt Bauke auf den frischgebackenen Siegerhengst der Hengstkörung Herre 524. „Ein sehr rassetypischer Hengst mit sehr viel jugendlicher Ausstrahlung, der sehr flink ist, mit korrekten und gut gestellten Beinen. Er kommt aus Stamm 15, aus dem viele Sportpferde stammen.“ Der Verwandtschaftsgrad geht mit dieser Kombination auf 18,2%. Mit Baukjes zweiter Wahl sinkt dieser Prozentsatz noch weiter: auf 17,5% in Kombination mit Ulbe 506. „Auch ein Hengst, der viel Jugend ausstrahlt, edle Köpfe und viel Behang gibt. Er ist kompakt und kräftig gebaut und hat korrektes, hartes Beinwerk. In Ulbe 506 ist über Hengste wie Anders 451 und Adel 357 auch Langlebigkeit verankert.“ Bauke wählt Yme 507 als dritte Option, weil dieser Hengst laut Bauke „stark gebaut ist und Jugend und Rasseausstrahlung hat. Er hat korrekt gestelltes Beinwerk und hat Schnelligkeit im Hinterbein. Yme 507 kommt aus Stamm 25, der viel Bewegung hervorbringt.“
Kraft und Schnelligkeit im Hinterbein
Murk de Jong bemerkt auch, dass sich die großrahmige Anne gut bewegt, aber im Hinterbein etwas träge ist.„Sie ging eine ordentliche IBOP, bei dem ihre Punktzahl höher gewesen wäre, wenn sie etwas mehr Schwung gezeigt hätte.Ob das am Talent des Pferdes liegt oder an der Zurückhaltung der Reiterin, die sie vorgestellt hat, ist schwer zu beurteilen.Da wir das Pferd in dieser Jury beurteilen, gehe ich von ersterem aus.“ Murk stimmt der Idee des Besitzers zu, einen Hengst zu wählen, der kompakt züchtet und Kraft und Schnelligkeit in der Hinterhand verbessern kann.Murk gibt an, dass bei Auswahl rein auf Exterieur- und Bewegungsmerkmale für Anne Hengste wie Tjebbe 500, Matthys 504, Menne 496 und Tymen 503 herauskommen. Geeignete Hengste, die die Verwandtschaft stark reduzieren, sind Ulbe 506 und Wolter 513. Murk sagt: „Dann ist die Wahl nicht mehr nur emotional, sondern auch rational.Das Stammbuch spricht von einem durchschnittlichen Verwandtschaftsverhältnis irgendwo zwischen 17,5 und 18. Aber wenn man sieht, dass bei der letzten Hengstkörung die allermeisten angebotenen Hengste über 18% liegen, fragt man sich, wie das berechnet wird.Sie können einen klaren Aufwärtstrend beobachten, und vielleicht müssen wir als Züchter Entscheidungen treffen, die wir nicht gewohnt sind.Deshalb habe ich mich für diese Stute in erster Linie für Wolter 513 entschieden.Er hat sich in der Leistungsprüfung vor der Kutsche hervorragend gezeigt und tut dies auch unter dem Sattel bei der Hengstshow.Außerdem gibt er den niedrigsten Verwandtschaftsprozentsatz von 17,1 und eine Inzuchtgrad von 1,17 an.Die Mutter von Wolter 513, Zandra fân Bartlehiem, hat die Kompaktheit, die Anne etwas fehlt, und ist eine sehr ausdauernde Stute.Auf den zweiten Platz habe ich Tjebbe 500 gesetzt. Vom Exterieur scheint er gut zu Anne zu passen.Diese Kombination ergibt ein Verhältnis von 18,5.“ Murks dritte Wahl entspricht der von Bauke: Ulbe 506.
Schritt verankern
Marije Schreven ist nach dem Betrachten der Fotos, Videos und des IBOP von Anne aufgefallen, dass Anne eine wunderschöne großrahmige, langlinige und bergauf gebaute Stute ist. In der Bewegung fällt Marije das Vorderbein positiv auf. Für Marije persönlich könnte der Schritt noch etwas besser verankert werden. Sie hält Fonger 478 für einen geeigneten Hengst für Anne. „Bei Fonger 478 reduziert sich die Verwandtschaft auf 17,8 %. Fonger 478 ist ein mehr als ausreichend rassetypischer, leicht kompakter Hengst mit voll ausreichendem Behang. Er hat einen harmonischen Körperbau und korrekte Linienführung. Das Beinwerk von Fonger 478 hat viel Qualität. Fonger 478 hat drei hervorragende Grundgangarten, bei denen der sehr gute Schritt besonders hervorsticht.“ Marije schloss auch die Nachkommenuntersuchung ein. „Die zeigt, dass der Nachwuchs vielleicht etwas größere Linien haben könnte, aber das kann Anne mit ihrer Körpergröße ausgleichen. Die Nachkommen haben korrekte Beine von mehr als ausreichender Qualität. Sie zeigen einen bemerkenswert guten Gebrauch des Hinterbeins. Die Nachkommen haben viel Raumgriff im Schritt und Trab. Die Nachkommen sind angenehme, ruhige und entspannte Pferde im Stall und im Einsatz fanatisch, zuverlässig und leicht zu handhaben. Fonger 478 hat viele Qualitäten, die Annes verbesserungswürdige Punkte kompensieren können.“
Meint und Lucia antworten: „Bei unserer Suche nach einem Hengst für Anne sind wir auch bei Fonger 478 und Yme 507 gelandet. Mit den Informationen, die wir alle einsehen können, scheinen diese Hengste in der Lage zu sein, die verbesserungswürdigen Punkte von Anne zu kompensieren. Marije erklärt, warum wir auch bei Fonger 478 gelandet sind. Außerdem haben wir noch eine Stute aus dem Stamm, aus dem Fonger 478 stammt. Die Großmutter dieser Stute ist Ielze, eine Vollschwester von Elbricht, der Urgroßmutter von Fonger 478. Auch diese war eine fanatische, ausdauernde und fruchtbare Stute. Sie ist 24 Jahre alt geworden und hat fünfzehn Fohlen bekommen.“
Voller Schweif, dicke Mähne
Auf Platz 2 wählt Marije den Hengst Foeke 520. Mit der Wahl von Foeke 520 beträgt die Verwandtschaft 18,2 % und der Inzuchtanteil 2,83. Damit ist dieser Hengst für Marije hinter Fonger 478 platziert. „Foeke 520 ist ein typvoller Hengst mit einem sehr ausdrucksstarken Kopf. Er hat einen vollen Schweif und dicke Mähne. Foeke 520 ist ein Hengst, der länger liniert sein könnte, aber gerade das passt gut zu Anne. Foeke 520 hat den höchsten Zuchtwert für Geschmeidigkeit dieser drei Hengste, nämlich 111. Der Schritt von Foeke 520 ist geräumig, kraftvoll mit Takt und Geschmeidigkeit. Alles in allem ein Hengst, der meiner Meinung nach gut zu Anne passen könnte.“ Meint und Lucia hatten selbst nicht an Foeke 520 gedacht. „Nach Marijes Rat haben wir uns Foeke 520 genauer angesehen und wir stimmen Marije zu, dass dies eine gute Wahl sein könnte. Einen Hengst mit der Abstammung Beart 411 x Norbert 444 setzen wir lieber nicht ein. Das sind oft sehr gute Pferde, aber diese Hengste werden viel eingesetzt. Mit Tjebbe 500 würden wir den Verwandtschaftsprozentsatz erhöhen und das wollen wir eigentlich nicht.‘ An dritter Stelle fiel Marijes Blick auf den Hengst Martzen 521. Auch bei Martzen 521 reduziert sich die Verwandtschaft auf 17,8 %. Der Inzuchtprozentsatz beträgt 1,61. Martzen 521 ist laut Marije ein Hengst mit viel Rasseausstrahlung, edlem Kopf und üppigem Behang. „Martzen 521 ist auch ein etwas gedrungener Hengst mit geschwungenen Linien. Das passt gut zu Anne. Martzen 521 ist ein hochbeiniger Hengst, hat einen kräftigen Rücken und kräftige Lenden. In der Bewegung zeigt Martzen 521 einen fleißigen und aktiven Schritt mit ausreichend Weite und Raumgriff. Da Fonger 478 und Foeke 520 im Trab ein kräftigeres Hinterbein haben, liegt Martzen 521 für mich an dritter Stelle.“
In die Mutterlinie vertiefen
In dieser letzten Folge der Zuchtberatung für diese Saison hat Gremiumsmitglied Bauke de Boer einen Ratschlag für die Züchter. „Vertiefen Sie sich auch in den Mutterstamm des Hengstes. Steckt Langlebigkeit darin, und erreichen sie ein hohes Alter? Sind sie fruchtbar? Es gibt mehr als Zuchtwerte und Papierzucht. Die einseitige Fokussierung auf Zuchtwerte ist meiner Meinung nach nicht förderlich für eine Zucht, bei der wir nur die Verwandtschaftssteigerung sehen werden. Was sehr wichtig ist, ist, dass Sie als Züchter die Blutlinien kennen; welche Gene hinter dem jeweiligen Hengst oder der Stute stecken. Nennen möchte ich in diesem Zusammenhang die zweifache Hengstmutter Zandra fân Bartlehiem (Karst 362) Zandra hat schlechte Zuchtwerte, ist aber bis ins hohe Alter fruchtbar und bei viel Bewegung sehr ausdauernd gewesen. Wer nur auf Zuchtwerte achtet, verpasst diese Auskunft aus der Praxis.“ Meint und Lucia danken dem Gremium für die klar beschriebenen Ratschläge. „Für dieses Jahr haben wir die Entscheidung getroffen und entscheiden uns für Fonger 478, weil es den Verwandtschaftsgrad weiter reduziert. Wir können die Ratschläge des Gremiums für die kommenden Jahre berücksichtigen. Dann ist mehr über die Nachkommen von beispielsweise Herre 425 und Wolter 513 bekannt.“